Warum? Seit Filme nicht mehr nur in Kinos und vor Fernsehgeräten konsumiert werden, sondern auch jederzeit und überall auf dem Smartphone zur Verfügung stehen, kommt kein Werbender mehr an Bewegtbildern vorbei. Trotzdem gehen die Klickraten herkömmlicher Filmclips momentan rasant bergab. Die Konkurrenz ist schlicht zu groß. Nicht nur Unternehmen und Medientreibende, auch Millionen von Privatpersonen veröffentlichen Filme. Und zwar zu jedem erdenklichen Thema. Um die Aufmerksamkeit meiner Zielgruppe auf mich zu ziehen und zu halten, muss ich heute mehr denn je Filme produzieren, die deutlich herausstechen. Filme, die überraschen, begeistern und viral gehen. Oder ich muss die Interessen meiner Zielgruppe genau treffen. Oder beides.
Gamification: Der Film als Spiel
Wie also die interaktiven Elemente filmisch nutzen? Eine hohe Zuschauerbindung lässt sich erreichen, wenn der Film zum Spiel wird. Die Entscheidungsmöglichkeiten können etwa im Sinne eines Quiz genutzt werden.
Ein fabelhaftes Beispiel dafür ist das Recruiting-Video „Will you fit into Deloitte?“. Ziel des Filmes ist, die Unternehmenswerte zu kommunizieren und potentiellen Bewerbern einen ersten Eindruck zu vermitteln. Die Story: Gezeigt wird ein erster Arbeitstag bei Deloitte aus der Egoperspektive. Dabei stoppt der Film in bestimmten Situationen und fordert eine Entscheidung. Etwa als bei einer Dinnerverabredung mit einem wichtigen Kunden das Strategiepapier davonfliegt und im Hafenbecken landet, während der Kollege ein wichtiges Telefonat führt. Die Entscheidungsmöglichkeiten (frei übersetzt): Improvisieren und erfinden, was drin stand / Hinterherrennen / Zugeben, dass man keine Ahnung hat.
Der interaktive Werbefilm von Deloitte schafft es, dass Zuschauende nach dem ersten Durchlauf auch noch alle weiteren Optionen ansehen. „Was wäre passiert, hätte ich mich anders entschieden?“. Was im echten Leben nicht möglich ist – hier geht es. Sind interaktive Werbefilme gut gemacht, beschäftigen die Zuschauenden sich sehr lange damit, um alle Wendungen durchzuprobieren.
Natürlich lassen sich die interaktiven Entscheidungsmöglichkeiten auch räumlich strukturieren. Wie in einem Point-and-Klick-Adventure können die Rezipierenden dann wählen, welchen Weg sie gehen möchten: Durch diese oder jene Tür? In die Berge oder ans Meer? Ins Taxi steigen oder dem streunenden Hund folgen? Beispielsweise im Destinationsmarketing lassen sich mit solchen ortsbasierten Dramaturgien spannende Projekte realisieren.